Termine
- 14.04.24, 19:00 Uhr
Tanzland | Stadttheater Herford - GER (Uhrzeit tbc)
- 16.04.24, 19:00 Uhr
Tanzland | Ernst-Barlach-Theater, Güstrow - GER (Uhrzeit tbc)
Die brutale Schönheit von Frontalität und der alltäglich sozialen Fashionwalks dieser Welt.
Tanzland | Stadttheater Herford - GER (Uhrzeit tbc)
Tanzland | Ernst-Barlach-Theater, Güstrow - GER (Uhrzeit tbc)
29.05.2023 – CircusDanceFestival | LATIBUL, Köln
28.05.2023 – CircusDanceFestival | LATIBUL, Köln
31.03.2023 – Jacksons Lane, London (UK)
30.03.2023 – Jacksons Lane, London (UK)
25.03.2023 – Circomedia - St. Paul’s Church, Bristol (UK)
24.03.2023 – Circomedia - St. Paul’s Church, Bristol (UK)
20.03.2023 – The Lowry, Salford (UK)
25.03.2022 – IMPACTZONE | HfMT, Köln (Stud. Kurzversion)
24.03.2022 – IMPACTZONE | HfMT, Köln (Stud. Kurzversion)
15.11.2021 – Theater in Bewegung Tanzfestival, Jena
12.10.2021 – PACT Festival, Tübingen
10.07.2021 – EinTanzHaus, Mannheim
09.07.2021 – EinTanzHaus, Mannheim
20.06.2021 – TANZ | MODERNE | TANZ, Chemnitz
06.06.2021 – LOFFT Das Theater, Leipzig
05.06.2021 – LOFFT Das Theater, Leipzig
04.06.2021 – LOFFT Das Theater, Leipzig
Ausgehend von der frontalen Anordnung im Klassenzimmer beschäftigt sich „What is left“ mit räumlichen Strukturen, die die menschliche Kommunikationskultur prägen. Irgendwo zwischen Laufsteg und Militärparade, zwischen passivem Voyeurismus und solidarischer Abhängigkeit changiert die Situation auf der Bühne zwischen Aneignung und individueller Erfahrung, zwischen räumlicher Verteilung, Aufteilung und Zuweisung. Fünf Performer:innen besetzen den Raum und werden gleichzeitig von ihm vereinnahmt.
„What is left“ befasst sich mit den Kommunikations-Wirkmechanismen der frontalen Klassenzimmer-Typologie in der Architektur. Die Produktion ist der letzte Teil der Trilogie „Geometrie und Politik“. Sie widmet sich diesen subtilen und nicht immer wahrnehmbaren architektonischen Strukturen, die ein Spannungsfeld zwischen Raum und Körper, zwischen Mensch und Kommunikationsmacht erzeugen.
Die Körper bekommen nahbar und diskret ihren Auftritt und werden zugleich auf unheimliche Weise vorgeführt. Im verzerrten Nebeneinander von authentischer Präsenz und dem Präsentationsmodus der alltäglichen sozialen Fashionwalks dieser Welt, bahnt sich das Individuum im Ringen um Aufmerksamkeit und der Abhängigkeit im Miteinander seinen Weg. Inmitten von verzerrten Gesten, schwindeltreibendem Vertrauen und pulsierenden Körpern entsteht eine Energie die sich hitzetreibend und unaufhaltsam in die Höhe des Raumes schraubt.
Ausgangspunkt für „What is left“
Die Trilogie „Geometrie und Politik“ experimentiert, auf Basis von archetypischen Raumanordnungen in Parlamenten, intensiv mit dem Theater als Erfahrungsraum und setzt sich in drei Stücken mit jeweils architektonischen Raumsettings auseinander.
So auch in der dritten und letzten Produktion dieser Reihe: „What is left“, beschäftigt sich, ausgehend von der frontalen „Klassenzimmer“-Anordnung, mit räumlichen Strukturen, die die menschliche Kommunikationskultur prägen. Bekannt ist sie uns von der Wartesituation an Schaltern, der Hierarchie im Gerichtsaal, in der Schule und in der Kirche, von der Aufmerksamkeit im Theatersaal, sowie von Werbebildschirmen in U-Bahn-Stationen, welche die Blickaufmerksamkeit der Körper im Raum einfordern und strukturieren.
Die Frontalanordnung fokussiert alle Aufmerksamkeit in einer Richtung auf die Sprecherposition und schafft räumlich eine aktiv-sendende und eine passiv-empfangende Seite. Dadurch besteht ein machtvolles Kommunikationsmonopol. Dieses begegnet uns u.a. im klassischen Klassenzimmer, im Gerichtssaal, im Theater, in der Kirche, im Kino oder im Theater, aber auch an Schaltern in Wartesälen oder in Form von öffentlichen Werbebildschirmen, z.B. in U-Bahnhöfen.
Alle Anordnungen vereint eine einseitige Kommunikationsmacht und eine räumliche Blickformatierung.
Wir sind in doppelter Hinsicht an der Wirkungsweise dieser Frontalität interessiert: Zum einen an der strukturellen Verbindung von Ordnung und Macht, zum anderen an der psychologischen Verbindung von Autorität und Destruktivität:
Eine spezifische Qualität des frontal space besteht darin, Körper, Kräfte, Geschwindigkeiten und Zeichen zu verteilen, zu ordnen und zu klassifizieren. Diese Verbindung von Ordnung und Macht wird gerade in kolonialen Ordnungssystemen deutlich, die zur Erzeugung von durch Macht adressierbarer Subjekte genutzt wurden; beispielsweise durch die Einführung von Schulsystemen. Verschiedene Frontal-Räume zeigen dabei ganz eigene Qualitäten des Aufteilens.
Neben der Qualität des Raumes interessieren wir uns auch für die dahinter liegenden psychologischen Mechanismen des Autoritären und die Wirkkraft des Führens und Folgens. Der Psychoanalytiker Erich Fromm beschreibt den autoritären Charakter als Persönlichkeit mit Hang zu Macht und Ordnung und stereotypen Konventionen, geistigem Konformismus, Unterwürfigkeit zu Autoritäten, Destruktivität und Selbsterhöhung. Analog dazu beschreibt er den sadomasochistischen Charakter: „Er bewundert die Autorität und strebt danach, sich ihr zu unterwerfen; gleichzeitig aber will er selbst Autorität sein und andere sich gefügig machen.“
Künstlerische Leitung, Choreografie: Tim Behren
Performance, Kreation: Mijin Kim, Leon Börgens, Maria Madeira, Maiol Pruna Soler, Francesco Germini
Philosophische Begleitung: Eric Eggert
Dramaturgische Begleitung: Mirjam Hildbrand
Licht- & Bühnendesign, Visuelle Dramaturgie: Charlotte Ducousso
Lichtberatung: Felix Bonowski
Musikalische Komposition, Dramaturgie: Simon Bauer
Kostümdesign: Margot Charbonnier
Interdisziplinäre Research: Anna Menzel, Mirjam Hildbrand, Eric Eggert, Charlotte Ducousso, Tim Behren
Zwischen Präsentsein und Präsentieren
(Christoph B. Ströhle, Reutlinger GeneralAnzeiger - Kultur, 14. Oktober 2021)
Mit der Produktion „What is left“ ist die Truppe beim Festival vertreten. Und sorgt am Dienstagabend mit ihrer knapp einstündigen Aufführung im Sudhaus für einen wahren Begeisterungssturm. Fünf Performerinnen und Performer – Mijin Kim, Leon Börgens, Maria Madeira, Maiol Pruna und Franceso Germini – besetzen den Raum und werden gleichzeitig von ihm eingenommen. Tanz und Zirkus verschmelzen bei dem, was sie zeigen. Immer wieder schrauben sich die Akteure in verblüffender Körperbeherrschung in die Luft, hält, trägt oder hypt einer den anderen. Dann wieder fällt alles, wasmal gemeinsam aufgebaut war, wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Vertraue mir!
(Christian Gaier, Die Rheinpfalz - Kultur regional – 12. Juli 2021)
Die neue Produktion „What is left“, die im Eintanzhaus ihre Uraufführung erlebte, ist der Abschluss einer Trilogie mit dem Namen „Geometrie und Politik“. In Unkenntnis der beiden vorangegangenen Teile steht „What is left“ erst einmal für sich. Und das ist schon eindrucksvoll genug. Seine eigentümliche Dynamik entwickelt „What is left“ vom Wechsel zwischen statischen und dynamischen Elementen, die den Performern in athletischer Hinsicht viel abverlangen. Manches erinnert an Hebefiguren im Eiskunstlauf, anderes – wie die extreme Kopfbrücke – an den Ringkampfsport. Mitunter geht es auch hoch hinaus. Ein Performer steigt auf die Schultern seines Partners, lässt sich fallen und wird von der Gruppe aufgefangen. Dieses einander Übergeben, das Werfen, Fallen und Aufgefangen werden verweist darauf, dass ein soziales Miteinander ohne Vertrauen, aber auch ohne Anstrengung und gegenseitige Fürsorge gar nicht möglich ist. Begleitet von heftig pulsierenden elektronischen Beats und Sounds finden sich die Performer zu einem eindrucksvollen Bild zusammen, als sie ineinander verwunden zu einer Menschenpyramide verschmelzen. Nach 45 Minuten endet „What ist left“. Mehr wäre auch nicht menschenmöglich, dieser Kraftakt hat den Performern alles abverlangt. Das Publikum dankt mit stürmischem Beifall.
Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten
(Mannheimer Morgen - Kultur – 12. Juli 2021)
Tanzen ist Ausdruck von Emotionen, kann aber auch eine Form von Gesellschaftskritik darstellen. Den Aufbruch verhärteter Strukturen auf fast schon politischer Ebene lässt die Choreographie „What is left“ erahnen. Mit ihrem neuen Werk, das aufgrund des Lockdowns erst jetzt gezeigt wird, hat das Overhead Project im Eintanzhaus in Mannheim gastiert. Dabei haben die Darsteller waghalsige Tanzdarbietungen präsentiert, die sich nah an der Grenze zu zeitgenössischem Zirkus orientieren. Die Künstler verzaubern mit einer vollendeten akrobatischen Kür. Sie wirbeln einander mühelos durch die Luft, machen Saltos, springen beschwingt auf die Schultern der anderen und bleiben dort stehen. Jede Aktion sitzt. Im Rahmen der Darbietungen gelingt es dem Quintett, allein mit geschmeidigen Bewegungenseiner Botschaft Ausdruck zu verleihen. Geschlechterrollen sind außer Kraft gesetzt; nicht nur dieMänner heben und tragen die Frauen, auch umgekehrte Konstellationen sind Teil des Projekts.
Die UK Tour 2023 wird unterstützt durch den Internationalen Gastspielfonds Tanz des NATIONALEN PERFORMANCE NETZ, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird.
Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die Stadt Köln, den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, die Kunststiftung NRW und die RheinEnergieStiftung Kultur, gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturamt der Stadt Leipzig.
Koproduziert durch das Residenzprogramm „Und wenn wir (es) mal zusammen probieren...?!“ - ein Projekt des Kainkollektivs und tak Berlin (gefördert durch die Kunststiftung NRW), LOFFT – das Theater Leipzig sowie das CircusDanceFestival Köln.
Residenzpartner der Produktion waren PACT Zollverein Essen (Research 2019), Theater op de Markt-Dommelhof Neerpelt (Niederlande), EinTanzHaus Mannheim, LATIBUL (ehem. TPZAK) Köln, Ringlokschuppen Ruhr Mülheim.